Kunst im Unternehmen
König + Neurath präsentiert Plastiken von Frauke Meszaros im Showroom
Wann waren Sie zuletzt in einer Ausstellung? Und was haben Sie von dort mitgenommen? Kunst inspiriert und berührt die Sinne. „Kunstwerke sind mehr als nur ästhetisch ansprechende Gegenstände, mehr als nur Meisterstücke menschlicher Geschicklichkeit und Erfindungsgabe: Sie vertiefen unser Verständnis für uns selbst und andere…“ heißt es. Daher umgeben sich Menschen gerne mit Kunst.
Für Unternehmen hat das Ausstellen von Kunst zweierlei Aspekte. Zum einen können sie damit die Stimmung und die Atmosphäre in den Räumen verändern und ihren Mitarbeitenden kreative Impulse geben und zum anderen ist Kunst ein Ausdruck der individuellen Unternehmenskultur.
„Kunstwerke sind mehr als nur ästhetisch ansprechende Gegenstände, mehr als nur Meisterstücke menschlicher Geschicklichkeit und Erfindungsgabe: Sie vertiefen unser Verständnis für uns selbst und andere…“
Das ist jetzt in unserem Münchner Showroom live zu erleben. Bei König + Neurath spielte Kunst schon immer eine wichtige Rolle, was zu einem großen Teil Gerti König zu verdanken ist. Die Frau des langjährigen Unternehmensinhabers förderte stets regionale Künstlerinnen und Künstler. So wurde gerade der Wasserturm wie auch bald das neue Hochregallager in Karben von regionalen Künstlern gestaltet. Und in den König + Neurath Showrooms sind immer wieder Werke ganz unterschiedlicher Couleur von zeitgenössischen Kunstschaffenden zu sehen.
Heute stellen wir Ihnen Frauke Meszaros vor, deren Werke aktuell in unserem Münchner Showroom in der Erika-Mann-Straße 55 ausgestellt werden. Wir sprachen mit der Künstlerin, die seit ihrem 13. Lebensjahr mit Keramik arbeitet, über Ihre Arbeiten.
Wen stellen Sie mit Ihren Skulpturen dar?
Meine Skulpturen sind Momentaufnahmen von Gemütszuständen. Die Gesichter, die ich erschaffe, sind mal fröhlich … und mal zeigen sie ein U-Hackerl, wie man bei uns in Bayern sagt. Ich bilde die Aspekte meiner derzeitigen seelischen Zustände ab. In diesem kreativen Prozess, in dem ich mich um mich selbst kümmere, geht es um Selbstreinigung. Er hat fast etwas Therapeutisches.
Welchen Bezug haben Sie zu den Materialien, die Sie verwenden?
Ich arbeite seit fast 30 Jahren mit Keramikmassen. Das heißt, wie ein Maler, der stets dieselben Farbhersteller verwendet, kenne ich das Material in- und auswendig. Alle Plastiken, die ich kreiere, sind aus hochgebrannter Keramikmasse und als Steinzeug absolut witterungsbeständig. Das Material bringt auch eine gewisse Limitierung mit sich, die Plastiken brauchen immer eine Erdung, und für die Verarbeitung des Materials ist handwerkliches Geschick notwendig.
Wie arbeiten Sie?
Früher arbeitete ich eher figürlich, jetzt entwerfe ich hauptsächlich Köpfe. Sie entstehen in einem Prozess, an dessen Anfang eine Skizze steht. Als Industriedesignerin und Künstlerin geht es mir um Proportionen, Kontraste, eine Ästhetik der Linien, um Licht und Schatten. In dieser Zeit ihrer Entstehung wachsen mir die Plastiken richtig ans Herz. Sie sind wie Kinderlein, die ich irgendwann gehen lassen muss. Wenn sie sechs bis acht Wochen getrocknet sind, werden sie gebrannt. Und hier kann es durchaus vorkommen, dass sie im Ofen sogar zerplatzen. Einmal hat es sechs meiner 140 cm großen Skulpturen beim Brennen zerrissen. Insofern steht vor dem Brennen ein Abschied. Doch wenn die Köpfe dann gebrannt sind, widerstehen sie Wind, Hitze, Kälte und Regen.
Welche Rolle spielt der Raum oder die Umgebung für die Skulpturen?
Meine Skulpturen sind geschaffen für den Außenraum. Wenn sie in einem Garten stehen, dann leben sie mit den Elementen: Im Winter tragen sie eine Schneehaube, im Herbst weinen sie. Indem ich sie von drinnen betrachte, stelle ich einen Bezug zwischen dem Innenraum und dem Draußen her. Sieht man einen der Köpfe im Lavendelbeet oder unter einem Baum, dann überkommt einen eine besondere Ruhe. Sie haben eine meditative Wirkung, aber auch eine besondere Haptik. Sie möchten berührt werden, sie erden und sie geben Kraft.
In Innenräumen gehen meine Skulpturen ebenfalls in eine Interaktion mit den Dingen, die sie umgeben. Sie schaffen Fixpunkte und laden zur Reflexion ein. In gewisser Weise stellt man mit ihnen hier einen Bezug zwischen dem eigenen Innenleben – sie spiegeln Gefühle und Gedanken – und den unbelebten Objekten her, zwischen denen sie sich befinden.
Was inspiriert Sie?
Mich inspiriert alles. Das kann das Wechselspiel in der Materialität verschiedener Oberflächen sein, der Übergang von einer Makro- zu einer Mikrostruktur, ein Ornament auf einer traditionellen Tischdecke, ein besonderer Stein oder ein Stück Holz. Oft entsteht aus Irritation Inspiration. Das Wahrnehmen eines Objekts, die Reflexion darüber und dann das bewusste Einsetzen in einem gewissen Kontext. Manchmal ist es ein Trial-and-Error-Prozess, es entsteht etwas aus einer Mutation heraus. Wenn Sie so wollen: aus Zufall.
verwendete Quellen: Weltgeschichte der Kunst. Honour, Hugh, Fleming, John (Hg.), Prestel 1992.