Cobots und FTS-Technologie

K+N setzt auf Industrie-roboter

Wo Technologie auf traditionelle Handarbeit trifft

Die Eckdaten, mit denen Timo Huss die Produktionsstätte des hessischen Möbelherstellers beschreibt, klingen eindrucksvoll: 120.000 Quadratmeter Fläche, verteilt auf vier Hallen. 10.000 Teile allein in der Metallverarbeitung. Davon 400-500 Kabelwannen für Schreibtische, die das Werk pro Tag verlassen. Hier den Überblick zu behalten, ist eine Leistung.

Der Produktionsleiter Timo Huss führt gemeinsam mit dem Maschinenbautechniker Roland Fritscher durch die Metallfertigungshalle bei König + Neurath. Hier im hessischen Karben werden schon seit fast hundert Jahren Büromöbel hergestellt. In dieser Zeit hat sich die Arbeit am Firmenstandort deutlich gewandelt – und mit ihm die Arbeitsstätte. „Bei uns wird immer ein bisschen umgebaut,“ sagt Huss, während ein knapp knöchelhoher Wagen blinkend an ihm vorbeifährt. Es ist eines der neuen fahrerlosen Transportsysteme, die vor einem Jahr implementiert wurden und für den innerbetrieblichen Transport von Paletten und Gitterboxen eingesetzt werden. „An die sich ändernden Anforderungen unserer Kunden müssen wir auch unsere Arbeitsweisen anpassen. Unser Ziel ist es, immer effizienter und schneller zu produzieren, Fehler zu minimieren und unsere Kapazitäten bestmöglich zu nutzen."

Unser Ziel ist es, immer effizienter und schneller zu produzieren, Fehler zu minimieren und unsere Kapazitäten bestmöglich zu nutzen.

Timo Huss, Produktionsleiter Metallfertigung

Dafür bekommen die rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Produktionshallen des Familienunternehmens seit 2018 vermehrt Unterstützung von Industrierobotern und kollaborierenden Robotern, so genannten Cobots. Tatsächlich gibt es bei König + Neurath im Vergleich zur deutschen Industrie eine überdurchschnittliche Roboterdichte: Aktuell hat der Büromöbelhersteller 18 davon installiert und plant den Einsatz von weiteren Industrierobotern. Verantwortlich dafür ist auch Roland Fritscher. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden analysiert er die Arbeitsprozesse in den Produktionsanlagen und entwickelt regelmäßig neue Ideen, wie sie sich noch effizienter gestalten lassen. Manchmal findet er den Ansatz für eine technologische Optimierung auf Messen oder sogar auch auf Youtube.

Die Arbeit verändert sich: programmieren statt Maschinen bedienen

Werden Mitarbeiter dadurch überflüssig? ist die Frage, die sich angesichts dieser Entwicklung stellt. „Ganz im Gegenteil,“ lautet die Antwort von Timo Huss. „Die Aufgaben unserer Mitarbeiter verändern sich. Sie übernehmen statt der Maschinenbedienung eher das Kommissionieren oder Programmieren der Industrieroboter selbst.“ Nach Aussage des Maschinenbautechnikers Fritscher macht das die Jobs in der Produktion sogar attraktiver. „Bei uns können vier von zehn Leuten aus dem Anlagenbau programmieren. Das ist das Ziel aller Mechatroniker. In unserem Bereich gibt es kaum ein Unternehmen, das jungen Menschen solche Chancen bieten wie wir.“

So setzt König + Neurath im Anlagen- und Vorrichtungsbau auch auf die Automatisierung, um zukunftsfähig zu bleiben. Technologisch könne man alles selbst umsetzen, da sind sich die Experten ganz sicher: Die Mitarbeitenden planen die Anlagen, schweißen sie und programmieren die Roboter. Selbst die Auszubildenden entwickeln zu Test- und Übungszwecken einen eigenen Roboter mit Kamera. Ist der fertig, erhalten sie einen neuen. „Für uns ist die Automatisierung nicht nur eine Lösung für mehr Prozesssicherheit und Flexibilität, sondern auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel,“ sagt Timo Huss.

Fahrerlose Transportsysteme unterstützen die Intralogistik

Alleinstellungsmerkmal: Produkte aus eigener Herstellung

Die geballte Kompetenz im Haus zu haben, bietet König + Neurath eine größere Freiheit in der Herstellung von Büromöbeln und Raumsystemen. Ganz gleich, wie komplex das Produkt ist – es wird beinahe komplett am Standort hergestellt. Sei es ganz traditionell in Handarbeit, wie in der Näherei, oder unterstützt von Cobots und fahrerlosen Transportsystemen. Damit hat man die gesamten Prozesse in der Hand, kann eine absolute Transparenz gewährleisten – was gerade in Punkto Nachhaltigkeit ein Gewinn ist – und genießt eine größtmögliche Unabhängigkeit. Es lohnt sich also durchaus, in Cobots und Industrieroboter zu investieren.

Die Zahlen sprechen für sich: Ist ein Industrieroboter einmal zum Test aufgebaut, dann dauert es nur circa zwei bis drei Wochen, bis er einsatzbereit ist. Der Return on Investment bewegt sich zwischen einem und drei Jahren. In den meisten Fällen, so der Produktionsleiter, habe sich die Investition schon innerhalb eines Jahres gelohnt. 

„Wir haben 2021 eine Automatisierungsstrategie zur Implementierung von fahrerlosen Transportsystemen, Cobots und Industrierobotern verabschiedet. Ich bin stolz auf unsere Mitarbeitenden, mit welcher Umsetzungsgeschwindigkeit diese Projekte implementiert und mit KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess) vorangetrieben werden.

Dirk Fischer, COO

Fahrerlose Transportsysteme für die Intralogistik

Erfahren Sie mehr über die Implementierung der fahrerlosen Transportsysteme von Genzebach und die partnerschaftliche Zusammenarbeit.